Prolog
Wie ein drohender Finger erhob sich die steinerne Stele am äußersten Punkt des zum Meer hin schroff abfallenden Riffs. Wenn sich je ein Wanderer an diesen Ort verirrt hatte, musste er den Eindruck gewonnen haben, am Ende der Welt angelangt zu sein. Hier gab es nichts außer dem ewigen Tosen der Brandung, die einen scheinbar vergeblichen Kampf gegen das dunkle Gestein führte. Gleich der langen Zunge eines Reptils schob sich der nahezu schwarze, feuchte Fels weit in die tobenden Wellen hinaus. Nicht einmal in Jahrmillionen hatte die wütende Gewalt der Fluten es vermocht, die schwarz glänzende Zunge abzutragen. Die benachbarten Klippen waren dagegen von der Kraft der unablässig anstürmenden Wellenberge teilweise zermahlen und zurückgedrängt worden. Sie hatten nicht die gleiche Festigkeit aufgewiesen wie die schmale Felszunge.
Es schien als ob der Kampf der Elemente auch jedes Anzeichen von Leben aus dieser trostlosen Einöde verbannt hätte. Kein einziger Grashalm bot sich weit und breit dem Auge dar. Nicht einmal der Schrei eines Seevogels mischte sich in das gleichförmig an- und abschwellende Rauschen der Gezeiten und das stetige Brausen des Windes, der schon weit draußen auf dem Meer die Gischtkämme vor sich hertrieb, bevor er schließlich über das kahle Land fegte.
Nichts deutete darauf hin, dass sich unter der einsamen Stele am abgerundeten Ende des stegförmigen Felsgebildes ein Hohlraum befand. Und niemand hätte erahnen können, dass ein aus seinem Körper entflohener Geist dort Zuflucht suchen würde. Aber dieser Geist trachtete nicht nach Ruhe und Geborgenheit, noch nicht. Eine Aufgabe musste noch erledigt werden, eine tödliche Aufgabe. Dann geschah jedoch etwas völlig Unerwartetes.